European Energy Award: Energiepolitik ist in Witten Teamarbeit
„Klimaschutz ist in Witten Teamarbeit“, bedankte sich Bürgermeisterin Sonja Leidemann am Mittwoch, 23. März, bei den Unterstützern der kommunalen Bemühungen in Witten. „Denn eigentlich“, ergänzt Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke, „hat Witten kein Geld, um sich Klimaschutz zu leisten. Die Beauftragung eines Klimaschutzkonzeptes ist uns nur gelungen, weil wir die Stadtwerke und die Sparkasse als Partner gewonnen haben.“
Beide Sponsoren haben sich das Thema Energie auf die Fahnen geschrieben. Die Stadtwerke Witten, so Geschäftsführer Uwe Träris, „setzen ganz auf die drei großen ‚E’ – nämlich Erneuerbare Energien, Energieeinsparung und Energieeffizienz!“ Und im Namen der Wittener Sparkasse erinnert Vorstandsvorsitzender Rolf Maasche an die Energiespar-Offensive 2011, die mit dem Energie-Spar-Tag der Sparkasse am 12. März begonnen hat. Passend zu diesem Engagement stellt Gutachter Andreas Hübner Ingenieurbüro Gertec aus Essen fest, dass „Klimaschutz verstärkt und völlig zurecht als Beitrag zur Stadtentwicklung gesehen werde.“ Dieser Einschätzung folgte auch die Wittener Politik.
Am Montag, 21. März, hatte der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) in nicht-öffentlicher Sitzung einen wichtigen Schritt auf Wittens energiepolitischem Weg in Richtung European Energy Award (eea®) gemacht: Einstimmig beauftragte der HFA ein Gutachten zur Erstellung eines Integrierten Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepts durch das Ingenieurbüro Gertec aus Essen. In einem Jahr sollen Ergebnisse vorliegen, wie viel Energie man wo und mit welchen Maßnahmen einsparen kann – „und vor allem wollen wir bis dahin möglichst viele Klimaschutz-Mitstreiter in Witten finden“, erklärt Andreas Hübner von Gertec den Auftrag.
100-prozentige Förderung: Klimaschutzkonzept ist nur dank Sponsoring möglich
Die Finanzierung des Klimaschutzkonzeptes war und ist komplex und ausgesprochen langwierig. Nach über einem Jahr zäher Verhandlungen mit Bund, Land, Bezirksregierung und Kommunalaufsicht ist es gelungen, die Finanzierung zu sichern. Gefördert wird das Integrierte Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept zu 100 Prozent, und zwar durch
- das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (60%)
- das Land Nordrhein-Westfalen (20 %)
- die Stadtwerke Witten (10%)
- die Sparkasse Witten (10%)
Ohne die Finanzierungszusagen der Stadtwerke Witten GmbH (der auch die Photovoltaik-Anlage** auf dem Dach der Otto-Schott-Realschule gehört) und Sparkasse Witten hätte es keine Förderzusage und keine Duldung der Aufsichtsbehörden gegeben. Dank der Sponsoren bleibt der städtische Eigenanteil im Haushalt bei Null.
Wozu dient ein Klimaschutzkonzept?
Um auf dem Weg einer klimafreundlichen Stadt voranzukommen - und letztlich auch den Energy Award zu erhalten - sind zahlreiche Maßnahmen erforderlich. Zentraler Baustein ist hier das Kommunale Klimaschutzkonzept, dass einerseits ein wichtiges strategisches Analyse- und Planungswerkzeug darstellt, andererseits aber auch selbst konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz enthalten wird und zudem die Tür für weitere Förderanträge der Stadt Witten öffnet.
Ein Klimaschutzkonzept dient als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für zukünftige Klimaschutzanstrengungen und für mögliche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Es zeigt kommunalen und anderen Entscheidungsträgern, welche technischen und wirtschaftlichen CO2-Minderungspotenziale bestehen und welche Maßnahmen zur Verfügung stehen, um kurz-, mittel- und langfristig CO2-Emissionen einzusparen und Energieverbräuche zu senken. Gleichzeitig legt es Ziele zur Minderung der CO2-Emissionen fest und beschreibt, wie der Weg zu diesen Zielen kontrolliert werden kann.
Klimaschutzkonzepte umfassen alle klimarelevanten Bereiche. Bei Kommunen sind das in der Regel mindestens die eigenen Liegenschaften, die Straßenbeleuchtung, die privaten Haushalte und die Bereiche Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Industrie, Verkehr, Abwasser und Abfall. Optional kann zusätzlich der Bereich der Anpassung an den Klimawandel berücksichtigt werden. Klimaschutzkonzepte geben auch Impulse für die Reduzierung von Treibhausgasen im privaten und gewerblichen Sektor.
Hintergrund der aktuellen Entscheidung...
... über künftige energiepolitische Schritte ist ein Ratsbeschluss vom 25. August 2008 zur Wittener Teilnahme am European Energy Award: Damit hatte sich die Stadt im Anschluss an die Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans und des Stadtentwicklungskonzeptes "Unser Witten 2020" verpflichtet, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in der kommunalen Energiearbeit und Energiebilanz einzuleiten.
Am 19. Februar 2009 hat das Energieteam mit Unterstützung eines zertifizierten Beraterbüros die Arbeit aufgenommen, eine so genannte „Ist-Analyse“ erstellt und das nun vorliegende energiepolitische Arbeitsprogramm verfasst. Der darin enthaltene Maßnahmenplan bezieht sich auf die Handlungsfelder Entwicklungsplanung und Raumordnung, kommunale Gebäude und Anlagen, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation.
* Das Energieteam Stadt Witten besteht aus Mitarbeitern des Planungsamtes (Dieter Weitz, Andreas Müller), des Organisations- und Personalamtes (Kay Wylich), des Amtes für Gebäudemanagement (Klaus Rüther) sowie der ESW (Rudolf Grothaus) und der Stadtwerke (Nikolaos Amanatidis). Organisatorisch ist es dem Dezernat des Stadtbaurates (Dr. Markus Bradtke) unterstellt.
**Strom aus Sonnenkraft erzeugt ein 400 Quadratmeter großer Fotovoltaik-Kollektor auf dem Dach der Otto-Schott-Realschule seit dem 12. Dezember 2008. Mit einer installierten Leistung von 37,4 kWp (Kilowatt-Peak = Spitzenleitung) hat sie im Jahre 2010 insgesamt 27.878 Kilowattstunden Strom geerntet – Strom, der für rund 12 Haushalte reichen würde.
*** Die GERTEC GmbH ist ein seit 1981 bundesweit tätiges Ingenieurbüro, dessen qualifizierte Mitarbeiter aus verschiedenen Berufsgruppen stammen. Seine Beratungsleistung umfasst die Beantwortung aller ingenieurtechnischen und wirtschaftlichen Fragen zu den Themen Umweltschutz, Energie und Technische Gebäudeausrüstung.